baukurier — das Magazin der Witschi AG
Der Rückkehrer
Christoph Lehmann, 39, Berufsbildner und Sicherheitsbeauftragter

Seit dem 1. September 2023 ist Christoph Lehmann zurück bei Witschi. Ein Glücksfall – sowohl für die Firma als auch für Lehmann selbst. Beide Seiten wissen, was sie aneinander haben. Der heute 39-Jährige absolvierte seinerzeit bei Witschi die Lehre als Maurer. Danach war er für das Unternehmen als Kundenmaurer und Lastwagenchauffeur tätig. Stets habe er sich als «Mitglied der Witschi-Familie» sehr wohlgefühlt, erinnert sich Christoph Lehmann. Ein Gefühl, das er heute, in seiner jetzigen Funktion als Berufsbildner und Sicherheitsbeauftragter, erneut verspürt. «Es war für mich wie ein Nachhausekommen. Es ist wirklich schön, für diese Firma tätig zu sein. Man begegnet sich auf Augenhöhe – alle, vom CEO bis zu den Mitarbeitenden auf der Baustelle.»
Heute wie damals weht in der Baubranche ein rauer Wind. Als Person, die sehr viel Wert legt auf qualitativ gute und sorgfältige Arbeit, habe er damals nach der Lehre vielleicht noch nicht so gut mit dem allgegenwärtigen Zeit- und Kostendruck umgehen können, sagt Christoph Lehmann rückblickend. Ein Grund, weshalb es ihn schliesslich vorübergehend vom Bau weggezogen habe. Der damalige Zivildienstleistende gelangte als Quereinsteiger in die Jugendarbeit. Zehn Jahre lang blieb er dieser komplett anderen Welt treu. Er fasste Fuss bei der Kinder- und Jugendfachstelle ToKJO in Langenthal.
Danach ging es für den gebürtigen Wynauer zur Fachstelle Spielraum in Bern, gefolgt von einer mehrjährigen Tätigkeit für die Firma Krummholz in Ittigen, wo er sich als stellvertretender Geschäftsführer und Spezialist für den individuellen Spielplatzbau etablieren konnte. Christoph Lehmann wusste zu dieser Zeit seine Erfahrungen als Bauarbeiter und Handwerker geschickt mit dem Know-how aus der Jugendarbeit zu verschmelzen.
Ein schöner beruflicher Werdegang, der ihm einerseits eine absolut sinnvolle und handwerklich geniale Tätigkeit eintrug, der andererseits aber auch Arbeitseinsätze in der ganzen Schweiz – von Genf über Zermatt bis nach Basel und Zürich – mit sich brachte. Eine «Belastung», die Christoph Lehmann seiner jungen Familie und sich selbst je länger, desto weniger zumuten wollte. Heute arbeitet der in Lotzwil wohnhafte wieder in der unmittelbaren Region, und zwar zu einem Pensum von 90 Prozent. Das schafft Freiräume für die Familie – «ich geniesse am Mittwochnachmittag die Zeit mit meinen beiden Kindern», sagt Lehmann, der es zu schätzen weiss, dass die Witschi AG – wo immer möglich – versucht, ihren Mitarbeitenden auf Wunsch auch Teilzeitarbeitsmodelle anzubieten. Keine Selbstverständlichkeit im Bauhauptgewerbe.
Christoph Lehmanns kombinierte Stelle als Berufsbildner und Sicherheitsbeauftragter wurde extra neu geschaffen. Beide Fachgebiete gab es bei der Witschi AG freilich schon vorher. Doch es sind Gebiete, die dank dem Rückkehrer und einstigen Witschi-«Stift» nun noch einmal eine deutliche Stärkung erfahren werden. «Mit mir investiert die Firma in ihre Zukunft und ins Image. Es wird von mir erwartet, dass ich motivierte Lernende finde, die später einmal für die Witschi AG tätig sein können», ist sich Lehmann seiner grossen Verantwortung – gerade in Zeiten des allgegenwärtigen Fachkräftemangels – bewusst.
Als ehemaliger Jugendarbeiter hat der heutige Berufsbilder einen geschulten Blick für die jungen Menschen von heute. Es ist ein Blick, der ihm mitunter auch Sorgen bereitet: «Viele Jugendliche stehen heutzutage leider ziemlich neben sich und wissen (noch) nicht, was ihnen guttut. Weiter beobachte ich eine gewisse Laissez-faire-Haltung. Will heissen: Viele Jugendliche verhalten sich im beruflichen Kontext abwartend und eher teilnahmslos, anstatt proaktiv und interessiert zu sein.» Nicht immer ist darum der Umgang mit Schnupper-Lernenden für Christoph Lehmann ein reines Vergnügen. Verständnisvoll und geduldig versucht er trotzdem, jedem interessierten Bewerbenden so gut es geht zu helfen – selbst, wenn es mit dem Lehrvertrag bei Witschi schliesslich nicht klappt.
Seit Sommer 2024 hat die Witschi AG wieder neun Lernende, dies bei einer Belegschaft von rund 130 Mitarbeitenden. Ausgebildet werden derzeit drei Strassenbauer, fünf Maurer sowie ein Baumaschinenmechaniker. Auch Industriebodenleger und Betontrennfachleute könnten ausgebildet werden, doch lassen sich für diese beiden Berufe im Moment nur schwer junge Leute rekrutieren.
Da er auch noch Sicherheitsbeauftragter ist, was unter anderem viel administrative Arbeit bedeutet, verbringt Christoph Lehmann den grösseren Teil seiner Arbeitszeit im Büro an der Murgenthalstrasse. Der gelernte Maurer ist aber regelmässig auf den Baustellen bei seinen Schützlingen anzutreffen. «Ein Ziel muss sein, dass ich meine Lernenden so oft wie möglich als Praxisausbildner vor Ort begleiten kann, denn dafür haben die Poliere heute leider nicht mehr so viel Zeit.» Besonders spannend sowohl für Lehmann als auch für den Witschi-Nachwuchs sind Baustellen, die von A bis Z von den Lernenden selbst betreut werden können. «Es gibt Kundenaufträge, die sich dafür besonders gut eignen – die Jungen lernen dabei immer eine Menge, weil sie richtig viel Eigenverantwortung übernehmen müssen», weiss Christoph Lehmann aus Erfahrung.
Zum Ausbildungsschatz der Lernenden gehört selbstredend auch der Firmenslogan «Lebensraum bauen». Der Berufsbildner vermittelt den jungen Fachleuten gerne seine eigene Interpretation des Witschi-Slogans: «Bauen heisst für mich nicht einfach ein Gebäude hochziehen und fertig. Als Baufachleute sind wir Teil von etwas viel Grösserem. Wir schaffen mit unseren Bauwerken und Strassen Lebensräume, die den Menschen einen schönen und vor allem lebenswerten Rahmen geben sollen.»
Text: Patrick Jordi
Bild: Martina Flury Witschi
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