baukurier — das Magazin der Witschi AG
Improvisieren auf 3198 Meter über Meer
Unsere Lehrlinge arbeiten in der Höhe.
Dem SAC Oberaargau gehören zwei Hütten, die er betreibt und unterhält: die Dossenhütte im Rosenlauigebiet und die Rothornhütte bei Zermatt. Die Rothornhütte wurde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg von der damals renommiertesten Unternehmerfamilie des Oberaargaus aufgrund des Lawinen-Todes eines Sohnes an ebendieser Stelle finanziert: von den Gugelmanns. Als frischgewählter Chef der Rothornhütte bin ich dafür verantwortlich, dass die Hütte in gutem Zustand ist und die Qualität für die Gäste stimmt. Für Unterhaltsarbeiten schenkte die Witschi AG die Arbeitsstunden der Lernenden und ermöglichte den Jungen so eine herausfordernde Erfahrung in den Bergen. Ein Neubau ist bereits bewilligt, doch vorerst waren Unterhaltsarbeiten an der alten Hütte gefragt: gebrochene Scheiben ersetzen, Plumpsklos optimieren, den Deckel des Wasserreservoirs erneuern, Ordnung in die Werkstatt bringen, den Stromgenerator warten, klemmende Schubladen und Türen reparieren (die Hütte bewegt sich eben) und schliesslich eine solare Luftheizung montieren, die Wärme in die Hütten bringt und im Winter das Schimmeln verhindert. Für mich ist es auch eine optimale Gelegenheit, unsere künftigen Fachleute besser kennenzulernen und über Ihre Anliegen und Visionen mehr zu erfahren. Mein Fazit: Wir haben guten Nachwuchs und damit auch künftig gute Fachleute in unserer Firma. Michael Witschi
„Ich habe mich riesig gefreut, als ich erfahren habe, dass ich mit anderen Lehrlingen an diesem Projekt teilnehmen kann. Auch die fünf Minuten Helikopterflug habe ich in vollen Zügen genossen. Ich habe Fotos gemacht, damit ich meiner Familie und meinen Freunden zeigen kann, was ich in meinem Betrieb machen darf. Unten im Tal war es heiss, oben waren wir im Schnee. Ich habe mich schnell daran gewöhnt, dass dort nicht alles Hightech ist und man nicht so leben kann wie zu Hause. Wir mussten eine Solarheizung montieren. Dazu haben wir Kernbohrungen durch die Hauswand gemacht, die Solarplatte an der Fassade befestigt und Rohre verlegt. Weiter gab es viele kleinere Reparatur- und Aufräumarbeiten zu machen. Ich habe gelernt zu improvisieren, da man dort oben nicht so gut eingerichtet ist wie bei uns.“ Mauro Rottaris, Strassenbauer, 1. Lehrjahr
„In den Bergen zu arbeiten fand ich super. Die Aussicht von der Hütte war wunderschön. Wir hatten auch ziemlich Glück mit dem Wetter. Wie es halt in den Bergen so ist, war die Luft sehr dünn und die Arbeit fühlte sich auf dem Berg viel strenger an als im Mittelland.“ Martin Fellmann, Bauwerktrenner, 3. Lehrjahr
„Wir sind von Zermatt aus mit dem Helikopter zur Rothornhütte geflogen, es war mein erster Helikopterflug, es hat mir sehr gefallen. Ich habe als Erstes mit Mauro die Werkstatt der Hütte aufgeräumt, Werkzeuge, Schrauben und Nägel, alles war durcheinander. Ich glaube, sie waren froh, dass wir da Ordnung in das Ganze bringen konnten.“ Gian Ledermann, Strassenbauer, 3. Lehrjahr
„Ich durfte den Service am Notstromaggregat durchführen. Die Vorbereitung war nicht ganz einfach, denn ich wusste nicht, ob etwas defekt ist, und konnte gleichzeitig nur das Nötigste mitnehmen. Kaum angefangen, tauchte schon das erste Problem auf: Am Dieseltank war etwas gebrochen, das passende Ersatzteil hatte ich nicht dabei. Also musste ich improvisieren und das defekte Teil mit Kabelbinder und Klebeband reparieren. Die restlichen Arbeiten konnte ich zum Glück gut erledigen.“ Dominik Hofer, Baumaschinenmechaniker seit Juli 19
„Es war sehr cool, dass wir einen Auftrag in den Bergen ausführen durften. Die Arbeit hat mir gefallen, aber ich merkte den Höhenunterschied extrem, mir war ständig schwindlig. Die Wanderung am letzten Tag war anspruchsvoll, aber wir waren schnell unten.“ Jan Baumgartner, Maurer, 3. Lehrjahr
„Wir hatten mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Das geplante Gerüst war für die Arbeiten zu tief, aus diesem Grund mussten wir spontan eine Lösung finden. Wir entschieden uns, das Gerüst auf die nötige Höhe zu verlängern. Und die Natursteine der Hauswand waren dicker als gedacht, wir mussten noch mal ins Tal gehen und unser Inventar für die Kernbohrung aufrüsten.“ Martin Fellmann
„Am zweiten Tag wechselte ich den Keilriemen beim Notstromaggregat. Dieser ist sehr wichtig für eine einwandfreie Funktion. Danach machte ich mich bereit für den Abflug ins Tal. Diesmal jedoch nicht mit dem Helikopter, sondern mit Michael Witschi und seinem Gleitschirm. Wir sind von einem Schneefeld aus gestartet und flogen zurück ins Tal. Trotz leichter Nervosität beim Start war dies ein tolles Erlebnis, das ich hoffentlich nicht zum letzten Mal erleben durfte. Ich ging früher zurück als die anderen, denn wir hatten viel zu tun in der Werkstatt.“ Dominik Hofer
„Die Wanderung war echt toll, das Wetter war perfekt zum Laufen und wir haben einen Steinbock und Murmeltiere gesehen. Ich hoffe, dass wir in unserer Firma weiterhin noch so tolle Projekte haben und Lehrlinge diese umsetzen dürfen.“ Mauro Rottaris